Wenn Menschen in psychische Krisen geraten oder anhaltende Belastungen erleben, suchen sie häufig nach Erklärungen. Eine Diagnose kann helfen, das eigene Erleben besser zu verstehen, doch sie sollte niemals zu einem starren Etikett werden. Desinformation im Internet ist ein Problem, das häufig für fundamentale Fehlannahmen sorgt.
Diagnose als Landkarte – nicht als Identität
Oft kann man erleben, dass Menschen nach Erhalt einer Diagnose diese als Label verstehen und sich selbst in einer Schublade sehen, die alles erklärt, und ihren weiteren Weg bestimmt. Das ist eine Reduzierung auf Symptome und Prognosen, die nicht hilft – ganz im Gegenteil. Diagnosen sind keine ultimativen, statischen Wahrheiten. Sie können als eine Landkarte verstanden werden, die hilft, sich zu orientieren. Aber sie geben nicht die Landschaft im Detail wieder.
Verstehen statt bewerten
Eine Persönlichkeitsstörung, eine Phobie, eine Zwangsstörung, erzählen nicht nur von Schwierigkeiten. Sie können zwar Entlastung schaffen, weil sie etwas Benennbares bieten. Aber hinter ihnen steht immer ein Mensch mit einer persönlichen Geschichte, mit Erfahrungen, Verletzungen, Hoffnungen und Stärken. Ich stelle das Erleben in den Vordergrund, und was es für den einzelnen bedeutet. Ich möchte die Dynamik verstehen, Zusammenhänge erkennen und neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Eine Diagnose ist ein Startpunkt und kein Endpunkt eines Prozesses.
Menschen sind keine Störungsbilder. Sie sind Erzählungen, voller Widersprüche, Verletzungen und Entwicklungsmöglichkeiten. Wer den Mut hat, sich auf diesen Weg einzulassen, verlässt das starre Denken in Kategorien. In einem neuen und tieferen, umfassenderen Verständnis der eigenen Geschichte liegt nicht nur Heilung sondern auch echte Selbstbestimmung.